Wie entsteht Depression?
Seitdem es die wissenschaftliche Psychiatrie gibt, haben
Wissenschaftler versucht, die Ursache von Depressionen zu erforschen.
Trotzdem ist – wie übrigens bei den meisten Krankheiten - die Ursache
von Depressionen nicht vollständig aufgeklärt.
Man weiß, dass bei manchen
Menschen eine Depression ausgelöst werden kann durch Erlebnisse, die sie
aus dem Gleichgewicht bringen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um eine
unangenehme Erfahrung handeln wie den Verlust eines geliebten Menschen
oder um Arbeitslosigkeit. Es gibt auch Fälle, in denen äußerst angenehme
Erlebnisse eine Depression auslösen. Hierzu zählen zum Beispiel die
Geburt eines Kindes, ein Lottogewinn, oder der lang ersehnte berufliche
Erfolg.
Manche Depressionen treten in
Zusammenhang mit einer körperlichen
Krankheit auf. Es ist gar nicht so selten, dass eine Depression nach
einer Narkose oder nach einer Infektion "plötzlich da ist".
Es gibt auch das Phänomen der Entlastungsdepression.
Nach einem lang anhaltenden Stress, zum Beispiel zum Schuljahrsende bei
Lehrern, oder nach der schweren Erkrankung eines Angehörigen, tritt nach
der Entlastung plötzlich eine Depression auf. Der Körper hat sich in
dieser Zeit an die starke Belastung, den Stress, gewöhnt und produziert
plötzlich nicht mehr genügend anregende "Stresshormone",
sodass es zu einer völligen "Abschlaffung" kommen kann. Aus
diesem Grunde ist es auch sehr wichtig, mindestens drei Wochen am Stück
Urlaub zu nehmen.
Auch unter ständiger Belastung (Überforderung) kann es zur
Depression kommen. Wer unter einer längerdauernden Überforderung steht -
wie der Doppelbelastung durch Beruf und Kindererziehung und vielleicht
noch einer pflegebedürftigen Oma -, "kippt" dann um. Oft
können wir diese Überforderungen nur mit Zigaretten, Alkohol und Kaffee
überstehen.
Das Trinken von zu viel Alkohol oder der Gebrauch von
gewissen Drogen kann ebenfalls eine Depression auslösen.
Meistens treten Depressionen
jedoch ohne ersichtlichen Anlass auf und haben selten nur eine einzige Ursache.
Man geht heute davon aus, dass eine Depression aus dem Zusammenspiel von
genetischen, biologischen und psychologischen Faktoren eine Antwort auf
eine gewisse Art von Stress, Dystress genannt, ist.
Frauen
werden etwa doppelt so häufig gegen Depressionen behandelt wie
Männer.
Ob sie allerdings tatsächlich doppelt so häufig erkranken wie Männer,
ist unklar. Vielleicht sind sie nur klüger und suchen früher Hilfe als
die "starken" Männer, die möglicherweise ihre Depressionen nur
im Alkohol
"ertränken".
Andererseits weiß man, dass in
schweren
Zeiten, wie zum Beispiel während eines Krieges, weniger Depressionen
auftreten als in guten Zeiten.
Wir geben zu, dass all diese Befunde recht verwirrend und
kaum zu sortieren und noch weniger zu verstehen sind. Zurzeit weiß man
lediglich, dass es bei einer Depression zu Funktionsstörungen im Gehirn
kommen kann, bei denen das Gleichgewicht gewisser Überträgerstoffe im
Gehirn (Neurotransmitter) gestört ist.
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